Ausstellung „Collective Memory“ im Pop up Store

Collective Memory

12.12. – 29.12.2022

Öffnungszeiten: Montag – Samstag, 15:00 – 18:00 Uhr

Blicken wir auf die Kunst im Jetzt, so scheint es helos glich, zeitgenössische Kunstwerke über den Augenblick hinaus, in einem großen kausalen Zusammenhang zu verstehen. Denn, die Kunsthistorie versucht sich unentwegt an einer Deutung und Zuordnung von Kunstwerken zu Epochenstilen und Kunstrichtungen.

Das Gedächtnis der Kunst ist uferlos. Kunstschaffende halten die Kunstwelt der Gegenwart mit Zitaten aus der Vergangenheit in Atem. Der Kontext, in dem nstlerInnen glich arbeiten und Ihre Kunstwerke schaffen, bildet Ihr geistiges Zuhause. Somit ist das geistige Zuhause einer Generation durchdrungen von Erinnerungen und geteiltem Wissen. Die sich daraus bildende Ästhetik dominiert das kulturelle Gedächtnis der Kunstschaffenden, umfasst aber auch die Erwartungen Ihres Publikums.

Mit welchen Strategien gehen nstlerInnen dabei vor und was unterscheidet das individuelle vom kollektiven Gedächtnis? Wie drückt sich das gemeinsame Erinnern in den Kunstwerken aus und wie wichtig ist es nstlerInnen zu einer Gruppe von anderen dazuzugehören?

Die Ausstellung „Collective Memory“ bezieht sich auf das Gedächtnis der Kunst und ist die letzte Präsentation im Rahmen des Jahresprogramms 2022, im Pop up Store des artspring Festivals. Die nstlerInnen der Ausstellung untersuchen auf unterschiedlichste Weise die Wechselwirkungen zwischen nstlerpositionen. Die ausgestellten Bilder und Objekte repräsentieren das einzigartige Zusammenspiel von malerischen, fotografischen und bildhauerischen Fragestellungen in der zeitgenössischen Kunst. Die Geburtsländer der beteiligten nstlerInnen scheinen auf den ersten Blick weit von einer entfernt zu sein, denn sie verteilen sich auf mehrere Kontinente. Doch gerade durch internationale Stipendien-und Ausbildungsprogramme wird eine gemeinsame Ästhetik sichtbar, die sich durch Jahrzehnte des globalen Austauschs entwickelt hat. Die jeweiligen nstlerpositionen beziehen sich auf frühere Generationen und versuchen die Vergangenheit in der Gegenwart mitzudenken. Dabei ist der Prozess des Zitierens ein wesentlicher Bestandteil und wird durch das Fortführen und Ergänzen von bereits bestehenden Ideen charakterisiert. In diesem Sinne arbeiten alle Ausstellenden mit und am zukünftigen „kollektiven Gedächtnis“ einer Generation. Die Ausstellung bietet ein breites Angebot an internationalen Positionen und spannenden Entdeckungen. Im Sinne des Kollektiven Gedächtnisses verwandelt sich der Projektraum zu einem Kulminationspunkt Begegnungen zwischen außergewöhnliche Kunstobjekten und zu einem Ort Teilhabe und Austausch.
Die Ausstellung „Collective Memory“ wurde kuratiert von Anne Wölk.

Zu den nstlerInnen

Die Objekte von Joanna Mortreux und Maria Volokhova haben Bildhauerische Fragen zum Inhalt. Die nstlerInnen zitieren aus der Formensprache der Vergangenheit und setzen sich mit der Tradition des Keramik-Kunsthandwerks auseinander. Mortreux und Volokhova verbindet die Liebe zu Tonerde, welche seit Jahrtausenden von Menschen verwendet wird. Vielleicht findet man deshalb vielfältige Referenzen zu Artefakten aus Antiken Sammlungen bei beiden nstlerInnen. Maria Volokhova hat über die Beschäftigung mit Keramik zum Werkstoff Porzellan gefunden. Porzellan bietet Ihr die glichkeit, den Widerspruch zwischen ästhetischer Anziehung und Abstoßung zu erforschen. Den besonderen Glanz der Oberfläche setzt sie in Kontrast zur Zerbrechlichkeit des Materials. In Ihren Werkgruppen finden sich Bezüge zu Skulpturen der klassischen Moderne, wie zum Beispiel Peter Agostonis eleganter weißer Plastik „Sommerwolken“ (1963) oder die totemhafte Figur „die rosa Kindergeburt“ (1964) von Niki de Saint-Phalle. Die scheinbar archaischen Formen von Niki de Saint-Phalle hallen auch im Werk von Joanna Mortreux wieder, die seit Ihrer Teilnahme am Berliner Artist in Residence Programm „Takt“ im Jahr 2013 in der Hauptstadt lebt und arbeitet. Die australische nstlerin erhielt verschiedene Auszeichnungen, unter anderem das „Dr. Wendy Gers Ceramics Coach Stipendium“. Mortreux hat bis zum Jahr 2008 Freie Kunst am Royal Melbourne Institute of Technology in Australien studiert und nimmt seither an internationalen Ausstellungen teil.
Maria Volokhova kam hingegen bereits als Teenager aus der Ukraine nach Deutschland und studierte Malerei and der Burg Giebichenstein Halle. Ihre Studien vertiefte sie in Bologna, Italien und Athens, Ohio, USA. Sie studierte zusätzlich zwei Jahre im Fachbereich Keramik an der Tokio Art University Japan und wurde Stipendiatin des renommierten Monbukagakusho Scholarship Programms. Maria Volokhova erhielt 2016 den NASPA Preis Keramik und stellte Ihre Werke unter anderem in der James Simon Galerie auf der Museumsinsel in Berlin Mitte aus. Ihre Arbeiten sind in verschiedenenen öffentlichen Sammlungen vertreten, zum Beispiel im Kunstgewerbemuseum Berlin und in der Sammlung des Stadtmuseums Berlin. 

Das Prinzip der Collage und des Zitats stehen auch Rachael Jablo im Vordergrund. Ihre Werke zeigen Einflüsse von nstlerInnen, wie zum Beispiel Judy Chicago, deren „Birth Project“ zu Geburtserfahrungen, Erlebnisberichte dokumentiert und diese als Grundlage Zeichnungen und Wandteppiche weiter verwendet.

 

In der Ausstellung „Collective Memory“ zeigt Rachael Jablo einen Teil ihrer „Hysterie“ Werkserie, welche die nstlerin als Storytelling-Collage-Projekt konzipiert hat. Die Kunstwerke thematisieren intime medizinische Diagnosen, zum Beispiel Erfahrungen mit Beckenfunktionsstörungen. Jablos Porträts von Beckenorganen gt sich fest in den Bereich der sozialen Praxis ein. ihre Collagen verwendet die nstlerin die Technik einer kameralosen Fotografie und montiert die Ergebnisse auf ausgeschnittene Metallblatthintergründe. Diese werden in vergoldeten, lasergeschnittenen Plexiglasrahmen präsentiert.
Rachael Jablos Arbeiten wurden rzlich auf dem Kaos Collage Festival und im Museum Fotographie in Braunschweig gezeigt. Jablos Werk wurde mit Artikeln in Zeitungen, wie dem Ever-Emerging Magazine, dem Lensculture, dem WNYC’The Takeaway und im Migraine Magazine gewürdigt. Ihr Buch „My days of losing words“ erschien 2013 im Kehrer Verlag und ihre aktuelle Werkserie „The Hysteria Project“ wurde 2021 mit einem Neustart Kultur Stipendium Innovative Kunst ausgezeichnet.
Die Idee des Objekthaften interessiert auch die nstlerin Kirstin Rabedie sich seit 2012 überwiegend mit der Herstellung von dreidimensionalen Papierbildern beschäftigt. Rabe betrachtet Papier als fragilen Werkstoff, mit der Intention, dessen besondere Materialitäzu erspüren. Die Voraussetzungen die Entwicklung Ihrer Formensprache findet die nstlerin in der Haptik des Materials und im meditativen Prozess der Papierherstellung selbst. In unterschiedlichen Arbeitsphasen entstehen Ihre Kunstwerke, die sich zu geschichteten und geschnürten Reliefs formen. In dieser Hinsicht strebt Rabe an, elementare Phänomene wie Licht, Farbe und Textur zu visualisieren. Nachhaltig hat sie das Werk von Yves Klein inspiriert, welches sich auf die visuelle Kraft von Einfarbigkeit, im Sinne von monochromer Malerei, fokussiert.
Die nstlerin wurde 1971 in Hamburg geboren und studierte zunächst Vermessungswesen an der Fachhochschule in Hamburg. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in dkorea, ging die diplomierte Ingenieurin 2007 den Weg zur Kunst und absolvierte ein akademisches Kunststudium in Berlin. Kirstin Rabe ist Mitglied im BBK Brandenburg, im VBK Berlin und bei IAPMA (International Assoziation of Hand Papermakers and Paper Artists). Ihre Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit vertreten.
Papier, Licht und Farbe sind auch die Forschungsschwerpunkte von Katja EminuskSie ist studierte Physikerin und arbeitet im Bereich der Farbfeldmalerei. In Ihren Kunstwerken nutzt sie Raster in Form von Kreisen, Dreiecken, Rechtecken und Streifen. Im Raster gelingt es Farbe eine maximale Energie und Lebendigkeit zu entfalten, denn das Gitter wird als Ganzes von einer vibrierenden Farbpräsenz durchdrungen.
Katja Eminusk erhielt 2022 ein Stipendium des Deutscher nstlerbundes. und wurde 2020 durch die Hessische Kulturstiftung gefördert. Ihre Werke sind in der Sammlung des Oberhessischen Museums in Gießen vertreten.
Die in Chile geborene Malerin Carla Faché und die finnisch-deutsche nstlerin Carita Schmidt untersuchen in der abstrakten Malerei die Sinnlichkeit und Leuchtkraft von Farbe. Beide nstlerinnen beschäftigen sich mit der Gegenüberstellung von Sensorik und Schichtung und inszenieren Ihre Werke auf psychologische Weise im Ausstellungsraum.In der Kunstgeschichte findet Carita Schmidt Inspiration im Werk von Vincent Van Gogh und gleichzeitig in den Performances der zeitgenössischen nstlerin Marina Abramović. 
Schmidts Herangehensweise gleicht einem Spaziergang durch unterschiedliche Welten, wobei das Echo von Bewegungen, als konturierte Farbflächen sichtbar werden. Die nstlerin spielt mit Prinzipien der Wahrnehmungspsychologie und verbindet den rsinns mit visuellen Wahrnehmungen. Sie versucht Zeichnung und Malerei miteinander zu verschmelzen, wodurch ihr multidimensionale Bildwelten gelingen. Ihre bevorzugten Materialien sind Fineliner, Tusche, Acryl und Öauf Papier und Leinwand.
Carita Schmidt studierte bei Björn vin und erhielt einen Bachelor of Fine Arts vom Swedish Institute of Dramatic Arts in Stockholm in Schweden. Sie nahm an mehr als 80 Einzel-und Gruppenausstellungen weltweit teil und war „Artist in Residence“ im Vermont Studio Center. Zusätzlich erhielt sie den Silver Award zeitgenössische Malerei des Artfolio Wettbewerbs 2021. Ihre Bilder sind in Sammlungen, wie der Graphotek Berlin, der Pinakothek Nico Lazaridi, dem Kunstmuseum Ptolemaida und dem Vafopoulio Art-Center Thessaloniki vertreten.
Carla Faché wurde 1977 in Chile geboren und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in der Kunstszene von Miami in den USA. Zu ihren aktuellen Ausstellungen gehören Gruppenpräsentationen in der Fondazione Giorgio Cini di Venezia im Florida Museum for Women Artists und im Kunstverein Locus Projects Miami. Außerdem hat die nstlerinnen ihre großformatige abstrakte Malerei im Invisible Dog Art Center, New York; im Armory Art Center, Palm Beach; in der Cambridge Art Association, Boston und in der All-Media Juried Biennale im Kunst- und Kulturzentrum von Hollywood gezeigt.
FachéArbeiten wurden in vielen Publikationen besprochen, unter anderem im Studio Visit Magazine. Ihre Werke sind in wichtigen Privat- und Unternehmenssammlungen enthalten und seit 2011 arbeitet sie im Fountainhead Residency Studio Program in Florida.
Anne lk und Henrieke Ribbe sind ebenfalls MalerInnen, arbeiten aber in der Tradition der gegenständlichen Malerei. Ribbe zeigt in der Ausstellung „Collective Memory“ Porträts von Wissenschaftlerinnen, die den Nobelpreis erhalten haben. Die Porträtmalerin bevorzugt es, wie die von ihr verehrte Alice Neel, in Öauf Leinwand zu malen, um ihren Sujets den tigen Respekt zu erweisen. Ihre kleinformatigen Malereien leben vom flüchtigen Pinselstrich und erinnern in Ihrer Präzision und Spontanitäauch an die Porträts von Elizabeth Peyton. Henrieke Ribbe hat an der HFBK Hamburg bei Werner ttner und an der Spatens Kunstakademie Oslo studiert. Seit 2004 ist sie Teil des nstlerkollektivs „Hamburger Frauen“. Sie war Stipendiatin des nstlerinnenprojekts Goldrausch und Artist in Residence in den nstlerhäusern Worpswede. 2005 wurde ihr Werk mit dem Karl-Heinz-Dietze Preis Malerei ausgezeichnet. Ihre Werke werden International ausgestellt und gesammelt.
Anne lk arbeitet, im Gegensatz zu Henrieke Ribbe, viele Monate an ihren astronomischen Sternlandschaften. Mit ihren Bildern entführt uns die Berliner nstlerin in die Weiten des Weltraums und nimmt uns mit auf eine Reise, die weit über die Planeten, Monde und Asteroiden unseres Sonnensystems hinausweist. Eingehüllt in das Tiefenlicht unseres riesigen Universums, faszinieren lk’Werke durch Ihre romantische Interpretation einer bizarren Fremdartigkeit. Ihre interstellaren Landschaften von Nebeln und Galaxienhaufen stehen in der Tradition der amerikanischen Malerin Vija Celmins . In der Gegenwartskunst knüpfen Ihre Werke ebenfalls an die dreidimensionalen Zeichnungen von Russel Crotty an.
Anne lk hat an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee bei Katharina Grosse und Antje Majewski und am Chelsea College of Art and Design in London studiert. Die nstlerin war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Stiftung Kunstfonds Bonn und erhielt 2013 den Category Award im Wettbewerb ‚Art Takes Paris‘, initiiert von See.me New York. lk´Werke wurden weltweit ausgestellt und sind in Sammlungen, wie dem Proje 4L Elgiz Museum Contemporary of Art, dem Czong Institute for Contemporary Art (CICA) und dem Tirana Art Gallery Museum Albanien vertreten.
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