Die komische Linie

Wie kann eine Linie Humor, Ironie oder spielerische Unordnung in das streng geordnete Klinikum bringen? Wie verändert die komische Linie unsere Sicht auf das Gewöhnliche oder auf das Selbstverständliche? Im Kontext der Park-Klinik Weißensee, einem Ort der Heilung und Ruhe, strebt die Ausstellung danach, Leichtigkeit und Humor in den Alltag der Besucher:innen zu bringen. Das Leben verläuft nicht immer gerade, und genau in dieser Unvorhersehbarkeit findet die komische Linie ihren Anfang. Sie zeichnet die Wege des Alltags nach, nimmt unerwartete Abzweigungen und führt uns auf Pfade, die mit einem Lächeln oder einem Schmunzeln betrachtet werden können. In der Umgebung der Parkklinik Weißensee suchen wir nach Darstellungen dieser spielerischen Abweichungen, die nicht nur die Linie selbst, sondern auch die persönlichen Wendepunkte im Leben aufgreifen.

In der facettenreichen Ausstellung begegnen den Besucher:innen Werke, die die Linie über ihre Rolle in der Bildenden Kunst hinaus heben. Sie erscheint als unabhängiges Werkzeug, das Humor und Ironie mit Leichtigkeit vermittelt. Die ausgewählten Arbeiten umfassen eine Bandbreite an Medien und Techniken, die von feinsinnigen Bleistiftzeichnungen auf Papier bis hin zu lebhaften Digitaldrucken reichen.

Werner Ahring

Innere und Äußere Systeme, 2023, 70x100cm, Zeichnung

Werner Ahring versucht, in seinen Zeichnungen einen sichtbaren Ausdruck für einen Denk- und Fühlprozess Darzulegen. Ordnung und Wiederkehr verwandter Strukturen in immer neuen Zusammenhängen liegt den Werken als Tema zu Grunde. Natürliche Muster, die einem höheren Regelwerk zu entspringen scheinen, werden Aufgespürt.

Erdmute Blach

o.T., 2007/2023, 60x80cm, Collage

Im Jazz werden spezielle Klänge wie „blue notes“ durch kleine Intonationsverschiebungen erzeugt. Die mehrfarbigen Linien brechen die Farbklänge in der Collage auf und sorgen auch mit ihren teilweise uneindeutigen Zuordnungen für ähnliche Spannungen und rhythmische Akzente.

Marco Born

o.T., 2023, 65x100cm, Mixed Media

Der Künstler Marco Born setzt seine Zeichnungen und Malerei ein um damit Strategien des Denkens deutlich werden zu lassen. Eine ganze Welt wird zusammengestellt. In knalligen Farben werden Linien und Formen zu einem Ganzen verwoben.

Claire Laude

L’Autre Cendre, 2017, 63,8×63,8cm, Fotografie

Analoger Handabzug auf Fuji DP II matt Papier, 60*60 cm, Handgemachter Rahmen, Museumglas, 63,8*63,8 cm. Alfred Partikel DDR Maler, deren Malerei als „Entartete Kunst“ benannt wurde, ist spurlos im Wald verschwunden, es wurde spekuliert, dass Partikel von einem Soldaten getötet wurde. Ein Objekt – er nahm sein Fahrrad mit auf die Flucht aus Königsberg-, ist auseinandergenommen, um fragmentiert wiederaufgebaut in einer NVA-Anlage zu werden.

Christine Contzen

springspring, 2023, 30x30cm, Zeichnung

Ein mäanderndes Linienchaos gebiert seltsame Kreaturen und fantasievolle Gewächse, feiert die Vielfalt des Lebens und die unendlichen Möglichkeiten und Varianten der Lebensformen. Der Frühling ist die Zeit der Neuentstehung und ist Inspiration und Namensgeber für diese Arbeit, die dennoch weit über das real Existierende hinausgeht. Bleistift und Tusche auf Papier.

Gabriela Dumitrescu

Aus der Serie: Whispers of the City, 2020, 20x20cm, Fotografie

Ein Bild aus der Graffiti-Fotoserie im Rahmen meiner fortlaufenden Arbeit „Whispers of the City“, in der ich dem Flüstern der kleinen Orte in dieser Stadt lausche und sie fotografisch festhalte.

Anja Ehrenberg

Hirschvogel, 2014, 21×29,7cm, Mixed Media

Vogelfrau, Hirschvogel, Chimären
Chimäre: ist in Medizin und Biologie ein Organismus, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben aufgebaut ist und dennoch ein einheitliches Individuum darstellt. Eine Krankheit kann uns den eigenen Körper plötzlich fremd vorkommen lassen. Heilung setzt jedoch oft erst ein, wenn man sie, und die damit einhergehenden körperlichen Veränderungen, annimmt. In meiner Arbeit entstehen aus zeichnerische Linie und Collage neuartige Wesen, ein Chimärenpaar.

Andrea Engelmann

Linienlagen, serielle Arbeit, 2008, 32 x 22 cm, Zeichnung

Die LINIE ist Bewegung, ist fortlaufend, wird zu Schrift, ohne lesbar zu sein; wird zu Schwüngen, Kreisen, geistert durch das Blatt, bildet Netze, Dickicht, ist ein Auf und Ab; verbindet sich mit dem, was schon da ist oder ignoriert es, geht vom Positiv ins Negativ und ist nicht statisch. Zeichnungen in Aussprengtechnik auf Karton und Papier.

Christoph Gerzymisch

Hotelzimmerzeichnung YVR (11), 2023, 21×29,7cm, Zeichnung

Das Werk ist Teil einer fortlaufenden Serie von Zeichnungen, die weltweit in Hotelzimmern entstehen. Da ich mich von atmosphärischen Impulsen leiten lasse, ist nicht immer gewährleistet, dass ich die Zeichnungen für mich gelten lasse. In diesem Fall war die Ballung der Linien und Farben erst nach dem Hinzufügen lakonischer Kommentare für mich „ertragbar“.

Jan Grambow

Falsche Fährten – Red Herrings, 2021-24, 31×21 cm, Zeichnung

Puhu, Klebra, Pinguru, Atze, Pfund, Besel, Müffel, Schummel, Schlamm, Starr … und die ganze Viecherschar. Tuschzeichnungen. Wortspiele. Ulkige Schimären.

Karin Grote

Mondblätter I bis IV, 2015, 70×90 cm, Druckgrafik

Was wäre die Linie ohne die Fläche, die sie bespielt? In meinen Mondblättern ergänzen sich Linie und Fläche zu kosmischen Einheiten, die sich langsam über das Blatt bewegen. Meine Linie ist gerade, agiert in der Fläche mit der Fläche und führt ein rhythmisches Eigenleben. Der Rhythmus von Linie und Fläche lädt zum Meditieren ein und die Mondblätter nehmen uns mit in eine überirdische Welt, in die wir manchmal entfliehen möchten.

Nathalie HARPER BLUE

Singing Animals, 2022, 60×60 cm, Zeichnung

Ich bin ein Geschichtenerzähler. Oft beginnt eine Geschichte mit einer Zeichnung, die die emotionale Umwandlung der Form, des Körpers und der Architekturen in einer bewegten Welle ausdrückt. Ich benutze das Medium Papier, Grafik, Graphic Novel oder 2 D und Knetanimation

Christian Hückstädt

Alte Ordnung (Kreis-Beweis), 2023, 42,0,x29,7 cm, Mixed Media

Ich bin ein Geschichtenerzähler. Oft beginnt eine Geschichte mit einer Zeichnung, die die emotionale Umwandlung der Form, des Körpers und der Architekturen in einer bewegten Welle ausdrückt. Ich benutze das Medium Papier, Grafik, Graphic Novel oder 2 D und Knetanimation

Sonja Knecht

für RWR (Ruth ruht), 2022, 29,7 x 21 cm, 4 Schriftbilder DIN A4: Typewriting/Schreibmaschinenschrift mit Korrekturband beklebt

Für die Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt aus Pankow (Zitherstr. 15), die kürzlich verstorben ist. Im Zentrum die Zeile „Ruht ruht“. Drumherum wächst und wandelt sich ihr Gedicht „Mühsam wachsen…“. RWR hat als junge Frau Gedichte geschrieben, was kaum jemand weiß; weltberühmt wurde sie mit ihren Typewritings. Die Gedichte erschienen bei Lutz Wohlrab (Verlag Langhansstr. 64 A) , ohne ISBN, vergriffen. Das Korrekturband macht komische Linien. Es hat etwas Heilendes, Pflasterhaftes. Es gibt Struktur.

Peter Krabbe

Dialog 2, 2024,  13 x 39 cm, Zeichnung

Für die Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt aus Pankow (Zitherstr. 15), die kürzlich verstorben ist. Im Zentrum die Zeile „Ruht ruht“. Drumherum wächst und wandelt sich ihr Gedicht „Mühsam wachsen…“. RWR hat als junge Frau Gedichte geschrieben, was kaum jemand weiß; weltberühmt wurde sie mit ihren Typewritings. Die Gedichte erschienen bei Lutz Wohlrab (Verlag Langhansstr. 64 A) , ohne ISBN, vergriffen. Das Korrekturband macht komische Linien. Es hat etwas Heilendes, Pflasterhaftes. Es gibt Struktur.

Chus López Vidal

Flugbahnen von Insekten, Serie von 9 Werken, 2024,  70 x 70 cm, Zeichnung

Auf schwarzem Papier, ganz dunkel und fein,
zeichnen wir Fruchtfliegen in Kreide ein.
Kurven und Bögen, so leicht und geschwind,
ein kunterbuntes Fliegen, ein kreativer Wind.

Mit Humor und mit Spaß, kein bisschen verdrießlich,
mal’n wir ihre Flugbahn, echt herrlich fröhlich!
Ein Kunstwerk entsteht, so bunt und so klar,
die Fruchtfliege tanzt, als wär sie ein Star!

Thomas Möller

Curious, 2021,  76 x 58 cm, Mixed Media

Eine Outline befreit sich oder was passiert, wenn ein Verbotszeichen über Verbote nachdenkt. Aus der Serie mutierte Verkehrszeichen. Das Zeichen das hier Verwendung findet ist das Durchfahrt verboten Zeichen (260).

Simone Ommert

Verschlingung, 2024,  40 x 40 cm, Druckgrafik

Es handelt sich um eine experimentelle Druckgrafik. Es wurde die gleiche Druckplatte in zwei verschiedenen Rotationen und Farben übereinander gedruckt. Das Motiv – ein breite gewundene Linie – es entsteht eine Darstellung interessanter Verschlingungen.

Mari Poller

Free Improv, 2023,  70 x 100 cm, Zeichnung

Freihandzeichnung, Tusche auf Papier.

Nele Probst

Schweinebiene, Giraffe und Katze, 2013,  40 x 50 cm, Zeichnung

Manchmal lasse ich die Linie laufen und manchmal die Tusche. Ich sehe dabei zu, wie sie läuft, bewege das Blatt, korigiere die Richtung, gebe eine Form und so ist diese kleine Serie von Tieren auf Papier entstanden.

Philippe Rebosz

Aus der Serie: Exhibits, 2024,  200 x 180 cm, Malerei

„Exhibits“ zeigt Figuren, die sich hinter vielen Elementen in der Mitte der Gemälde verbergen und durch einen sich öffnenden Vorhang enthüllt werden. Es sind tierähnliche Kreaturen, die sich mit ihrem Aggregatzustand auseinandersetzen und durch konkrete figurative Elemente wie Zäune, Gitter, Vorhänge und Linien auf der Leinwand gefangen sind. Die anthropomorphen Formen, die durch angedeutete Gesichter gekennzeichnet sind, sind wiederkehrende Symbole für verschiedene Ebenen der Existenz.

Immanuel Rohringer

Telegrafenmasten durchziehen die Landschaft 2010, 2010,  39 x 49 cm, Druckgrafik

Das im Tiefdruckverfahren erstellte Werk zeigt eine Landschaft, die an zentraler Stelle von Telegrafenmasten durchzogen wird. Sie führen über einen Fluss und verschwinden hinter dem Horizont. Im Vordergrund ist ein Baum, Steine und ein Mensch zu erkennen.Visuell durchschneiden die Leitungen die Landschaft, gleichzeitig verbinden sie theoretisch alle Menschen. Der Mensch im Vordergrund ist gerade nicht direkt verbunden. So pausiert er mit weitem Blickfeld und sinniert über das Leben.

Ryn Shaparenko

Werknummer 826, 2018,  43 x 63 cm, Zeichnung, Tusche auf Papier

Das Werk trägt lediglich eine Zahl als Titel. Warum? Die Interpretation und Deutung des Bildes überlasse ich stets dem Betrachtenden – es sind ihre/seine Assoziationen, Gedanken und Empfindungen, die diese Interpretation prägen. Die semantische Vieldeutigkeit und die Abwesenheit fester Zuweisungen schaffen Raum für Freiheit und neue Ideen bei jeder Betrachtung. So entsteht das Kunstwerk jedes Mal aufs Neue – und der Betrachtende wird somit zum Mitgestaltenden.

Soji Shimizu

flower painting practice – no.2, 2021,  150 x 110 cm, Malerei

Ich habe mich kritisch mit dem Stil der „Blumenmalerei“ auseinandergesetzt, die ein traditionelles Thema der Malerei ist und immer noch für die Innendekoration verwendet wird. Ich habe ein allgemeines Bild einer Pflanze extrahiert und in ein vasenähnliches Objekt gesetzt. Das bedeutet, dass man seltsame Formen (Linien) studiert und wähle immer eine andere Richtung als die, die ich für die Nachfrage nach ‚Blumenmalerei‘ halte. Ich glaube, dieses Bild passt zum Thema der Ausstellung.

Adrianna Snochowska

o. T., 2024,  70 x 70 cm, Malerei

Ein brandneues Werk, so neu, dass es vielleicht noch nicht einmal ganz fertig ist, aber als wir die Beschreibung der Ausstellung lasen, erschien es uns einfach so passend – denn dieses Gemälde ist absolut voll von seltsamen Linien und unbekannten Wegen und unerwarteten Verzweigungen.

Sandra Stops

Poesie 1, 2021,  100 x 70 cm, Malerei

„Poesie 1“ entführt in eine Welt voller spielerischer Bewegung. Assoziativ: Wildwuchs. Die Linien, mal dick, dünn, vertikal oder wandernd, tanzen förmlich über die Leinwand und laden ein, an ihnen entlangzuwandern und die verborgenen Details dieser poetischen Landschaft – vielleicht ein bunter Garten – zu entdecken. „Poesie 1“ strahlt eine Atmosphäre aus, die von Freude, Spiel und Bewegung geprägt ist, und vermittelt den Eindruck, als würde das Bild selbst im Takt fröhlicher Musik tanzen.

Manuel Tozzi

you always pull me up again, Serie, 2023,  40 x 60 cm, Zeichnung

Die Serie befasst sich mit der Ästhetik von bitmaporientierten Computerprogrammen der 1980er. Der geradlinigen, kühlen Maschinenästhetik werden emotionale Bildinhalte gegenübergestellt. Auf spielerische Weise wird das „Aufziehen“ einer Maschine mit dem eines geschwächten Menschen in Verbindung gebracht. Das Bildvokabular reicht von Mensch- Roboter Hybriden über Techniknostalgie bis hin zu grafischen Computericons und Emojis, die man von digitalen Benutzeroberflächen kennt.

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