Matthias Daenschel im Pop Up Store

Finissage: Freitag 19. September um 17 Uhr
Ausstellung: 08. 09. – 19. September
Pop Up Store: Rathauscenter Pankow, 1. OG, Breite Straße 20, 13187 Berlin

(DIS)APPEAR – Ein Selbstversuch von Matthias Daenschel

Disappear ist ein gemaltes Selbstportrait, das sich mittels augmented reality von selbst malt, zum Leben erwacht und schließlich auch wieder zerstört. Mit Hilfe einer AR-App wird der Malprozess sichtbar gemacht. Auf der weißen Leinwand entsteht die lebensgroße Figur des Künstlers in dynamischen, kräftigen schwarzen Pinselstrichen. Nur das Gesicht ist zunächst ausgespart. In der rechten Hand hält er einen schwarzen Pinsel, in der linken eine weiße Malerquaste. Rechts und links neben ihm stehen ein schwarzer und ein weißer Farbeimer. Dann wird das Bild lebendig, der Künstler bückt sich, taucht den Pinsel in den schwarzen Eimer und malt das Gesicht. Sobald das Bild „vollendet“ ist, verharrt der Maler für einen kurzen Moment in einer Pose, die gleichzeitig selbstbewusst und selbstkritisch ist. Nach kurzem Zögern taucht er den Quast in den weißen Farbeimer und übermalt in groben, dynamischen Schwüngen das Portrait von oben nach unten, bis nur noch die weiße Leinwand und die beiden Farbeimer übrig sind. Nach kurzer Pause beginnt der Prozess von neuem. Ausgestellt wird die erneut weiße Leinwand, auf der nur Spuren des Entstehungsprozesses noch sichtbar sind, da die Übermalung nur sehr grob erfolgen soll, damit die einzelnen Bewegungsphasen des Malens noch schwach erkennbar bleiben. Das Entstehen und Vergehen des Bildes, das im Einzelbild mit Hilfe eines Stop-Motion Programms festgehalten wurde, kann nur mittels augmented reality wieder sichtbar gemacht werden. Die Spannung entsteht aus der Gleichzeitigkeit des statischen Ergebnisses und des dynamischen Prozesses.

Die Arbeit Disappear zeigt den künstlerischen Prozess der Entstehung eines Selbstportraits, die Angst vor der weißen Leinwand, die Selbstzweifel des Künstlers und schließlich die Auslöschung der eigenen Arbeit. Sie thematisiert aber auch das Spannungsfeld, in dem sich die Kunst heute bewegt, zwischen traditioneller analoger Malerei und digitalen Medien, zwischen eigenem künstlerischem Schaffen und KI generierten Bildwelten, die jedes Urheberrecht übergehen, zwischen kreativer Selbstbehauptung und anonymem Verschwinden in der digitalen Bilderflut.

Der Artspring Popup Store wird für zwei Wochen zum Projektraum und offenen Atelier. Der Künstler Matthias Daenschel wird die beschriebene Aktion zunächst filmen und dann auf der Leinwand Bild für Bild malen und nach jedem Abschnitt ein Foto machen. Für den einminütigen animierten Loop werden 480 einzelne Fotos nötig sein. Am Ende der zwei Wochen wird das fertige Werk ausgestellt und kann in einer Finissage am 19. September ab 17 Uhr im Popup Store betrachtet werden. Außerdem wird die Arbeit bei der Ausstellung FAB-Dimensional vom 25.-28. September im Kulturquartier Silent Green in Berlin-Wedding gezeigt.

Matthias Daenschel ist Maler, Animator und Filmemacher. Er hat zunächst Theatermalerei an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin gelernt und dann einige Jahre an der Staatsoper in Wien gearbeitet. In den 90er-Jahren veränderte sich dieser traditionelle künstlerische Handwerksberuf durch digitale Produktionsweisen wie Großdrucke und Projektionen stark. Diese Entwicklung war Fluch und Segen zugleich: Sie erweckte die Neugier des Künstlers, stellte aber auch eine Bedrohung für den Beruf des Theatermalers dar.

Matthias Daenschel entschied sich dafür, die Herausforderung anzunehmen. Daher kehrte er Ende der 90er-Jahre nach Berlin zurück und begann ein Studium der Animation an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Babelsberg. Seither arbeitet er im Spannungsfeld zwischen traditioneller Malerei und digitaler Bildproduktion, zwischen freien künstlerischen Arbeiten und anspruchsvollen Auftragsproduktionen, zwischen Theater und Film, zwischen Kunst und Kommerz. Seine Werke erproben die vielfältigen Möglichkeiten, hier eine Brücke zu schlagen und Tradition und Gegenwart zusammenzubringen. Dies führt zu einer ungewöhnlich breiten Palette unterschiedlicher künstlerischer Arbeiten. Dazu gehören Autorenkurzfilme, Kinofilme, TV-Produktionen, Projektionen für Theater, Oper und Ballett, Musikvideos, Videoinstallationen, Festivalprojektionen, Erklärfilme, Experimentalfilme, Stop-Motion Filme, Zeichentrickfilme, Illustrationen, Grafiken und Gemälde, die unter anderem auf internationalen Filmfestivals, namhaften Bühnen (Staatsoper, Semperoper) sowie Kunst- und Kulturevents (Artspring, UMBRA-Festival of Lights) zu sehen sind.

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