artspring artwalk 2022 – von Möglichkeiten, Kombinationen und Konfrontationen

»Das Ausstellen jetzt etwa in Schaufenstern von Sparkassen oder der AOK ist eine Möglichkeit, aber auch eine harte Übung.« – so titelte die taz 2021. Künstler:innen aus Prenzlauer Berg und Pankow scheuen sich nach einem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr auch 2022 nicht, jene »Möglichkeiten und harten Übungen« anzutreten: Alte Bekannte wie das Colosseum,
die Schönhauser Allee Arcaden oder die Kleingartenanlagen Bornholm I + II sind wieder dabei und auch die Bar Rakete, die AOK und die Sparkassen stellen ihre Schaufensterflächen erneut zur Verfügung. Neu entdecken darf man derweilen Orte wie das Ixform – Atelier für Gestaltung oder den benachbarten Gewölbekeller sowie viele weitere kleine, mehr oder minder offspacige Orte im Bezirk. Möglich machen dies die Festivalzeitung und der digitale Stadtplan, der jederzeit u.a. über QR-Codes im Stadtraum angesteuert werden kann.

Der artspring artwalk wurde vergangenes Jahr, zugegebenermaßen, auch durch die Einschränkungen der Pandemie geboren: Es war natürlich ein Dialog mit einer Lücke: In den Geschäften und Fenstern der Einkaufsstraßen war es leer und ruhig geworden. Vieles war unbespielt, und nicht wenige Fensterfronten waren sogar ganz leer. Gleichzeitig war das »Draußen-sein« die einzig derzeit wirklich angesagte Form jeglicher Veranstaltung. Aber was sich bewährt, wird fortgeführt – und wir haben es ja eh seit Jahren behauptet: Dass der Stadtbezirk eine Galerie werden würde, im übertragenen Sinne, weil ja überall Kunst zu besichtigen, zu erleben, zu erfragen und auch zu erwerben sein würde, wenn sich die Türen zu den Produktionsstätten der Künstlerinnen und Künstler alljährlich im Mai und Juni öffnen.

Das Kunstfestival artspring wird zum Anlass genommen, die Sichtbarkeit von Kunst auch im Stadtraum zu stärken, insbesondere über die Präsenz einzelner Künstler:innen in Schaufenstern verschiedenster Art. Ziel ist es stets, die Kunst zu einem festen Bestandteil des täglichen Erlebens zu machen. Mit dem Kunstraum im Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek in der Greifswalder Straße war der Anfang ja längst gemacht, und seit vielen Jahren können Interessierte im Hof der Ateliergemeinschaft Milchhof die Ausstellungen im Pavillon am Milchhof sowie im Superbien Gewächshaus rund um die Uhr erleben. Auch während artspring.

Dazwischen spannt sich mit dem artwalk nun ein Parcours auf: In Schaufenstern entlang der Schönhauser Allee, in den Hallen der Schönhauser Allee Arcaden, an den Außenflächen des historischen Kinos Colosseum und in den Parzellen der Kleingartenanlage an der S-Bahn. Das sind alles keine klassischen Kunstorte. Aber das hieß es auch schon, als wir 2019 erstmals den Pop-up-Store in den Arcaden stattfinden ließen. Zwischen Supermarkt und Fitnessstudio, Koffergeschäft und Drogerie, hat Kunst da etwas verloren? Wir finden: Kunst kann sich gar nicht weit genug verbreiten und ihre Umwelt als Kontrast, Kommentar, Stolperfalle oder Querverbindung aus dem Alltagstrott reißen.
Zudem: Das gemeinsame Ausstellen hat den Mehrwert der Kommunikation, der Werke untereinander und mit den Besucher:innen, aber auch der Orte und Umgebungen, der Geschichten und der gegenwärtigen Ereignisse.

Nun gerät die Kunst also in den Alltag, auf die Straße, und ins Wochenende, nämlich in die Gärten. In Kombination mit der Thematik, dass der künstlerische Beruf in seiner Nische der Exzentrik und Exklusivität wenig gut gedeiht und durchaus einen Aufschwung erleben sollte, ist Kontakt zur allgemeinen Umwelt durchaus eine gute Idee. Mythos hin oder her.

Praktische Hinweise: Die Orte für die Kunst im Stadtraum und Informationen für die dort aus­gestellten Künstler:innen werden auf einer Google Map gesammelt. Diese ist über den oben stehenden QR-Code erreichbar – der auch an Ort und Stelle vorzufinden ist.

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