artist talk mit Chus López Vidal

artist talk mit Chus López Vidal am 13.05.2023 I 11:00 Uhr

„Fotografien, so behauptet Virginia Woolf in ihrem Essay „Drei Guineen“, „sind kein Argument; sie sind eine einfache Feststellung von an das Auge gerichteten Tatsachen“. Das, so kann man annehmen, gilt im allgemeinen bis zur Erfindung von Photoshop und Chat GPT.

Seht her, sagen die Fotos aus Butscha, Kabul, Khartum oder Jemen, so sehe ich aus! Susan Sonntag zitiert Woolf in ihren berühmten Buch „Das Leiden der anderen betrachten“ „Wem diese Bilder nicht weh tun, wer vor ihnen nicht zurückschreckt, wer sich bei ihrem Anblick nicht gedrängt fühlt, die Ursache für die Verwüstung, dieses Blutbad aus der Welt zu schaffen – der reagiert nach Virginia Woolfs Meinung wie ein moralisches Monstrum.“ Oder wir sind dieser Realität nicht gewachsen gewesen.

Kriegsbilder sind zugleich: objektive Wiedergabe und persönliche Aussage. „Bei Greuelfotos wollen die Leser/Betrachter das Gewicht der Zeugenschaft ohne jede Beimischung von Kunst, die sie mit Unaufrichtigkeit oder Erfundenem gleichsetzen“. Das genau möchte ich mit meiner Kunst vermeiden. Das ist Kunst, aber ich erfinde nichts Neues, ich stelle es auf eine ästhetisch schöne, künstlerisch anerkannte Weise dar, so dass die Betrachter einen zweiten Blick darauf werfen können „ohne ein billiges Mitgefühl und vorschnelle Identifikation – ein Verdacht, dem heute alle weiterverbreiteten Bilder, die Leiden zeigen, ausgesetzt sind“. (Chus López Vidal)

Die Gesprächsreihe „artothek berlin – Dialoge 2023“ wird ermöglicht mit Förderung der Stiftung Kunstfonds.

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