Ein fortlaufendes Projekt. Konzept und Chronik von Wolfgang Krause und Christian Mathis. Ein Statement.
Der Anfang
2022 ist artspring mit seinem Pop up Store wieder zu Gast in den Schönhauser Allee Arcaden. Die Rückwand des kleinen Raumes ist richtergrau, die Schauseite vollverglast, rechts ein hohes Regal. Der Geist der SpiceBar liegt noch in der Luft.
Die Raumsituation – besonders im Kontext des komplexen Shopping Center Betriebes – ist herausfordernd und zugleich anregend, für pure Kunstpräsentation à la „white cube“ jedoch nicht unbedingt geeignet.
Doch artspring ist offen, offen für Kunstprozesse und Kunstentwicklungen im weitesten Sinne.
Bei „work in progress“ wirken innerhalb von „C-City“ 20 Künstler*innen im Kontext vor Ort und für diesen Raum, mit einmaligen Arbeiten, von Zeichnungen, Performances bis zu Installationen, Skulpturen oder Materialcollagen. Täglich wechselt – im Prozess mit den verschiedenen Gastkünstler*innen – die Atmosphäre im Raum; die Tür ist immer offen.
Beim ersten gemeinsamen Betreten von Laden 57 – im ersten Obergeschoss der Schönhauser Allee Arcaden, kurz vor der Kurve mit dem Elektronikmarkt, zwischen Schuhgeschäft und Friseurbedarf – war uns klar, dass parallel zum laufenden Kunstprozess, senkrecht zur horizontalen Arbeitsfläche, in dem vorhandenen Regal eine Ideenbank mit Büchern aus Vergangenheit und dem Geist der Gegenwart, einen besonderen Ausgleich zur praktischen Arbeit und fortwährenden Inspiration schaffen würde.
Konzept der Bibliothek
Sie ist im besten Fall In- und Output innerer Anregung, Reflexion und Begleitung, aber auch eine Art sich veränderndes Malerei- und Collage-Objekt, mit seinen Farben, Titeln und Buchrücken. Und das an diesem Ort, nicht Zuhause, nicht im Wohnzimmer oder dem eigenen Atelier, sondern parallel zum Arbeitsprozess und Background, dieses neuen, besonderen Kunstortes. Sozusagen Keim, Verweis, Archiv und Spirit.
Die Bibliothek ist für die wechselnden Akteur*innen untereinander, aber auch für die Gäste, eine Art Transitraum zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Alle beteiligten Künstler*innen sind eingeladen, die Bibliothek durch eigene Publikationen und Empfehlungen zu bereichern. So kann dieses lebendige, sich ständig verändernde Objekt immer weiter wachsen, vielfältiger werden. Dadurch entsteht – im besten Sinne – ein offenes Arbeitsarchiv. Die Redaktion, Aufnahme und Sortierung obliegt dabei Mathis & Krause.
Die Bücher können zur Lektüre entnommen werden, freihand, aber nur im Raum 57. Sie sind nicht zum Ausleihen oder mitnehmen gedacht – als Kontinuum sind sie permanent im Raum. Die Gäste und ihre Arbeiten wechseln, die Bücher nicht.
Beispielhafte Schwerpunkte der Sammlung:
Berlin | Prenzlauer Berg | Kunst und Kunstgeschichte | Stadt, Raum, Landschaft | einzelne Künstler/ihre Werke | alle Beteiligten aus A.A. 57 | Zeitgeschichte | Literatur | Architektur | Philosophie | Kunst im Kontext | Kunst im öffentlichen Raum |Biographien, Briefe, Erinnerungen
Dabei reicht die Spanne der Autor*innen von Elke Erb, Wolf Biermann, Hannah Arendt und Sebastian Haffner, Nina Hagen über Dorit Trebeljahr, Albrecht Dürer, Karl Friedrich Schinkel und Zaha Hadid bis hin zu Veröffentlichungen aus Katapult, dem Merve Verlag oder der Prolog Heftreihe u. v. m.
Alles eine Zwischenstation
Später soll die freie Sammlung im Kulturhaus Prater, Kastanienallee 7-9, im Herzen des Bezirks, ein neues Prenzlauer Berg Archiv begründen.
Unterstützt durch die Initiative P.22, die sich für eine offene Zukunft dieses wichtigen, historischen Kulturortes einsetzt.
Christian Mathis & Wolfgang Krause, Oktober 2022