GESPENSTER – Roland Boden

GESPENSTER – Arbeitszustand, Foto: Roland Boden

Installation GESPENSTER von Roland Boden im KORN Kunstraum ab 15.04.

Seit Februar 2021 hat artspring einen neuen, jederzeit einsehbaren, Kunstraum im Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek: in diesem Jahr wird er von Dirk Teschner kuratiert und mit der Ausstellungsreihe NEULAND – Wandel, Abriss, Neubesinnung bespielt:

GESPENSTER es ist ein Irrtum, dass die Toten tot sind
15. April – 23. Mai 2021 | Roland Boden,
Ausstellungsbeginn: 15. April, 18 Uhr (draußen)

In der zweiten Ausstellung des Kunstraum KORN zitiert der Künstler Roland Boden das monumentale Thälmann-Denkmal, das sich nicht weit vom Ausstellungsort im Ernst-Thälmann-Park befindet. Mitten in der erst 1987 fertiggestellten Hochhaus-Wohnanlage wurde damals eine überdimensionale Büste Ernst Thälmanns aufgestellt; in ungebrochener Fortsetzung der Heldenverehrung des 1945 im KZ Buchenwald ermordeten Arbeiterführers. Bis heute ist die Erinnerung an diese Figur gespalten – ignorieren die einen das persönliche Opfer Thälmanns, leugnen die anderen, dass er als stalintreuer KPD-Vorsitzender die unheilvolle Politik der Bekämpfung der Sozialdemokraten noch vorantrieb, als in der Endzeit der Weimarer Republik längst ein Bündnis der Arbeiterparteien gegen Hitler nötig geworden war. In einer grausamen Volte der Geschichte sind viele seiner Mitstreiter, meist nicht weniger stalintreu als er, nach der Emigration in die Sowjetunion in die Mühlen des „Großen Terrors“ der 30er Jahre geraten – denunziert, verhaftet, in Schauprozessen abgeurteilt, in die Lager des GULAG verschleppt oder sofort „liquidiert“. Wenige blieben verschont und waren dennoch nach der Rückkehr 1945 rastlos und selbstlos tätig, um die erträumte Gesellschaftsreform nach stalinistischen Maßstäben im Osten Deutschlands zu verwirklichen.

Die Installation „GESPENSTER“ zeigt einen Vorhang, der ein leicht verfremdetes Foto des heutigen Zustands des Thälmann-Denkmals flankiert. Der Vorhang ist mit einem Raster kleiner Tonbüsten bestückt, die entfernt an mexikanische Totenkultmasken erinnern. Die wie an einer Perlenschnur aufgereihten grotesken Köpfe stellen einen Verweis auf die deutschen Kommunisten und Linksliberalen dar, die in den 30er Jahren im sowjetischen Exil ermordet wurden. Ein Satz Heiner Müllers kommentiert die Installation: „… es ist ein Irrtum, dass die Toten tot sind.


KORN Kunstraum – im Schaufenster der Heinrich-Böll-Bibliothek, Greifswalder Straße 87, 10409 Berlin-Prenzlauer Berg
Ein Projekt von artspring berlin, kuratiert von Dirk Teschner

Die jeweilige Ausstellung im Schaufenster ist täglich 24 Stunden besuchbar.
Alle 2021 geplanten Veranstaltungen der Reihe sind kostenfrei.
Realisiert in Kooperation von artspring berlin und der Heinrich-Böll-Bibliothek.
Die Ausstellungsreihe NEULAND wird gefördert durch das Bezirksamt Pankow von Berlin.

Vorheriger Beitrag
Typensatz 2 – Inken Reinert
Nächster Beitrag
Festivalzeitung im Druck
Menü